Reigenprozess, 2016; Buchseiten à 10 x 15 cm, Druckerschwärze.
Das Theaterstück „Reigen“ von Arthur Schnitzler, das 1920 seine Uraufführung feierte, war einer der grössten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts. Darin werden zehn Dialoge von insgesamt zehn Menschen geschildert, die sich in jeweils unterschiedlichen Paarkonstellationen begegnen. Die Dialoge laufen alle auf den Geschlechtsakt zu – ohne diesen zu schildern. Arthur Schnitzler stellt diesen einzig als eine Folge von Gedankenstrichen dar. Auf der Bühne hat er die Tanzform des Reigens vorgesehen: eine Figur nimmt die Hand einer neuen Figur für die nächste Szene.
In der vorliegenden Arbeit von Eva Gadient werden diese Gedankenstriche zu Zensurbalken, deren unterschiedliche Dimensionen der im entsprechenden Kapitel jeweils verwendeten Druckerschwärze entsprechen. Die Buchseiten sind aus der Reclam-Ausgabe des „Reigen“. Die Künstlerin hat den Text zusammengefasst, die verwendete Druckerschwärze ausgerechnet und den Balken an der Stelle von Schnitzlers Gedankenstrichen platziert.
Eva Gadient, geboren 1981 in Zürich, schloss 2007 ihr Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel ab. Sie lebt und arbeitet in Paris und Zürich.