Zeichnungen aus der Serie Abweichungen: Campo di San Pietro, Venezia I-III sowie Ramo Isola, Venezia I-III; 2015; Fineliner auf Papier.
Erinnerungslinien und gegenwärtige Aufnahmen; 2-Kanal Videoprojektion, Dauer 02:30, Loop.
Die gebürtige Zürcherin verarbeitet in ihren Arbeiten die Entdeckungen in verschiedenen Städten. Im November 2014 war sie in Venedig, um an der Biennale zu arbeiten. Während dieser Zeit entstanden mehrere Fotografien und Gedankenskizzen, die Helena Wyss-Scheffler in verschiedenen Varianten weiterentwickelt hat. Diese Varianten zeigen jeweils den gleichen Ort, bieten aber durch ihre Unterschiede verschiedene Möglichkeiten der Wahrnehmung desselben. Die Künstlerin hat – um das Endresultat zu erzeugen – die Fotografien und Gedankenskizzen so weit abstrahiert, dass die Gegenständlichkeit gerade noch erahnt wird. Der Betrachter vermutet also in den Zeichnungen mit Recht die Topographie einer Stadt, sieht Strassenzüge, manchmal sogar einzelne Gebäude. Durch den Entstehungsprozess können wir den Ort jedoch nicht genau erkennen. Ebenso könnte man aber – wenn man den Ausgangspunkt dieser Arbeiten, also Venedig, nicht kennen würde – die Zeichnungen als gegenstandlos bezeichnen. Dadurch schwanken die Zeichnungen zwischen Räumlichkeit und Fläche, Objekthaftigkeit und Abstraktion hin und her.
Bei filmischen Arbeiten interessiert die Künstlerin insbesondere, Bilder in eine andere Zeit zu setzen, einen Rhythmus einzubringen und eine Dauer zu erzeugen. Daher setzt sie jeweils Fotografien oder Zeichnungen ein, die sich dann entweder überlagern oder hintereinander laufen. Von Bedeutung sind auch die schwarzen Bilder, die eigentlich nichts zeigen – es sind also leere Stellen zwischen dem Wichtigen. Sie stellen für Wyss-Scheffler den Untergrund, eine Art schwarze Leinwand, dar. Zwischen den Bildern, die den Betrachtenden in eine andere Zeit versetzen, dienen die schwarzen Flächen für einen Augenblick zur Rückkehr in den Hierzustand.